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Der Berliner Teufelsberg

Trümmer, Truppen und Touristen

Erschienen am 28.08.2014, Auflage: 1/2014
5,00 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783957230478
Sprache: Deutsch
Umfang: 46 S., 40 Illustr.
Format (T/L/B): 0.4 x 21 x 14.9 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Der Berliner Teufelsberg ist mit 115 Metern nicht nur (fast) die höchste Erhebung Berlins, sondern ein Ort voller Geschichte. Im Nationalsozialismus sollte hier Berlins Hochschulstandort entstehen, nach dem Krieg war hier der größte Trümmerabladeplatz Westberlins und später das Wintersport-, Kletter- und Weinbauzentrum der Stadt. Die Westalliierten nutzen das Gipfelplateau zum Abhören des Ostens: Eine Radarstation wurde errichtet - einer der wichtigsten Orte des Kalten Krieges. Seit 1992 ist die Anlage verlassen und wurde Vandalismus und Verfall preisgegeben. Viele Wiederbelebungspläne scheiterten. Viele Mythen kreisen um diesen 'lost place' inmitten des Berliner Innenstadtbezirks Charlottenburg-Wilmersdorf. Dieses Buch erzählt die wahren Geschichten.

Leseprobe

U-Boote im Grunewald? Die Geschichte des Berliner Teufelsberges beginnt im flachen Grunewald ohne jegliche Erhebung weit und breit. Am 27. November 1937 legt nämlich Adolf Hitler dort, zwischen Heerstraße und Teufelssee, den Grundstein für ein Gebäude, das die nächsten tausend Jahre stehen soll: Die 'Wehrtechnische Fakultät' der Technischen Hochschule Berlin. Der Festakt ist gleichzeitig der praktische Beginn der Umbauarbeiten für seine größenwahnsinnig geplante, neue Reichshauptstadt. Am 8. Juni 1942 kommt dem 'Führer' die Idee, sie einmal 'Germania' nennen zu wollen, bereits drei Monate früher faselte er von einer 'Welthauptstadt'. Sie sollte das alte Berlin im märkischen Sand ablösen und das neue Symbol des 'Tausendjährigen Reiches' der Nazis werden. Bis dahin waren alle Planungen des Nazi-Chefarchitekten Albert Speer (1905-1981) weitestgehend geheim, denn allein für die geplante 'Ost-West-Achse' von Wustermark über die Heerstraße ins Berliner Zentrum mussten neben zahlreichen öffentlichen Gebäuden rund 50 000 Wohnungen verschwinden. Viele der davon etwa 150 000 direkt betroffenen Menschen waren Juden, deren Zwangsumsiedlung in der physischen Vernichtung endete. Mit der neuen 'Hochschulstadt' in der Nähe des Olympiastadions sollte auch ein Ausgleich für diese Flächen entstehen. Dass sich also südlich der Heerstraße etwas tat, war der Berliner Bevölkerung nicht verborgen geblieben. Die Gerüchte blühten. Die skurrilste Vermutung: Dort würde man ein riesiges unterirdisches Becken für den Test von U-Booten bauen! So ganz falsch lag das Volk damit gar nicht, denn es ging um Rüstung und die damit verbundene Forschung. Und um Prestige. Davon ist im 'Berliner Tageblatt' vom 28. November 1937 zu lesen, das Hitlers Rede bei der Grundsteinlegung veröffentlicht: 'Es ist mein unabänderlicher Wille und Entschluss, Berlin nunmehr mit jenen Straßen, Bauten und öffentlichen Plätzen zu versehen, die es für alle Zeiten als geeignet und würdig erscheinen lassen, die Hauptstadt des Deutschen Reiches zu sein.' Dann wird der Diktator konkret: 'Zu dieser heiligen Überzeugung lege ich nun diesen Grundstein zur Wehrtechnischen Fakultät der Technischen Hochschule in Berlin als dem ersten Bauwerk, das im Vollzug dieser Pläne entsteht. Es soll ein Denkmal werden der deutschen Kultur, des deutschen Wissens und der deutschen Kraft.' Geplant war, der bereits 1933 gegründeten 'Wehrtechnischen Fakultät' der Technischen Hochschule eine neue Heimstatt zu geben. Sie trat die Nachfolge er nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg 1918 geschlossenen 'Militärtechnischen Akademie' an und trug zunächst den harmlos klingenden Namen 'Fakultät für Technologie'. Dennoch blieb die Aufgabenstellung dieser Hochschule nicht verborgen, denn bereits im Wintersemester 1933/34 wies sie die 'Wehrwissenschaften' als zentralen Punkt ihres Lehrprogramms aus. Getreu ihrem ideologischen Anliegen sahen die Nazis in der vermeintlich akademischen 'wehrwissenschaftlichen' Ausbildung ihres militärischen Nachwuchses die Krönung der nationalsozialistischen Erziehung, die aus ihrer Sicht nur im Fronteinsatz enden konnte. Dementsprechend spiegeln die unter der Federführung des Architekten und Referenten in der Bauabteilung des Reichsfinanzministeriums, Hans Malwitz (1891-1987), erfolgten Planungen der Gebäude für die Technische Hochschule und die 'Wehrtechnische Fakultät' nicht nur das Credo Speer'scher Monumentalbauten wider, sondern dokumentieren gleichzeitig die Wagenburgmentalität der heranzuzüchtenden Nazi-Elite. Der von Gebäuden wie von einer unüberwindlichen Mauer eingerahmte Komplex lässt nicht die geringste Ahnung eines freien, vielleicht gar demokratischen Studierens aufkommen. Exakt ausgerichtete, kasernenartige Gebäude im Innenhof - insgesamt acht - werden von einem festungsartigen, quadratischen Kopfbau mit vier Ecktürmen auf der einen Seite und einem torartigen Gebäude auf der anderen Seite dominiert. Allein für die Umsetzung planten die Nazis die Summe